Selten wurden wir so oft von Lesern angesprochen wie letzten Februar. Die Kreuzberger schickten uns Fotografien und entrüstete emails und ermahnten uns, das Thema an die Öffentlichkeit zu tragen: In einer Nacht- und Nebelaktion hatte die BVG gemeinsam mit Senat und Bezirk 18 uralte Bäume fällen lassen. Es handelte sich größtenteils um Platanen, deren Laubdecke die gesamte Gneisenaustraße vom Mehringdamm bis zur Kirche am Südstern in tiefen, kühlen Schatten tauchte. Niemand der Anwohner hatte von den geplanten Fällungen erfahren, von angeblich 17.400 versendeten Postwurfsendungen wurde keine einzige im Briefkasten gefunden. Ihre Straße war ein Schlachtfeld, wie auf Gräbern von Menschen stellten Nachbarn in den Nächten kleine Teelichter auf die Baumstümpfe und hielten eine Mahnwache ab. Im Oktober endet die Schonzeit für Bäume - dann könnte es weitergehen mit dem Kahlschlag in Berlin. d. R.

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