Kreuzberger Chronik
November 2015 - Ausgabe 174

EDITORIAL
Wenn in den Achtzigern die Mieter in Kreuzberg von Investoren bedroht wurden, gingen sie zur taz, zur Jungen Welt, zum Spiegel oder zum Mietermagazin. Sie hatten Vertrauen in die Berichterstattung einer kritischen Presse. Dieses Vertrauen ist in Folge mangelhaft recherchierter Beiträge auch seriöser Medien zu Recht verloren gegangen. Mit dem Resultat, dass viele gar nicht mehr mit der Presse reden. Die meisten Mieter der historischen Wohnanlage in Riehmers Hofgarten hüllen sich ebenso in Schweigen wie die Besitzer des Yorck-Kinos. Dass der neue Großeigentümer, die Cobius GmbH, trotz mehrfacher Anfragen nicht auf unsere Fragen antwortete, war zu erwarten, ebenso wie die Zurückhaltung der Flüchtlinge, die dort einziehen sollen. Was aber soll werden aus einem Journalismus, wenn keiner mehr mitmacht? Was nützt dann Meinungsfreiheit und Demokratie? Wir schreiben trotzdem - auch wenn das Fundament unserer Recherchen manchmal dünn ist.

INHALT
Kreuzberger

Nicola Demmin-Siegel

Ich bin schon als Kind ständig umgezogen

von Hans W. Korfmann
Titelfoto: Privat



© Außenseiter-Verlag 2024, Berlin-Kreuzberg