Kreuzberger Chronik
Mai 2022 - Ausgabe 239

Briefwechsel

... Aber diesmal war ich schwer angep.


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von Robert Schneider

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Liebe Redaktion, ich freu‘ mich immer auf die neue Ausgabe - aber diesmal war ich schwer angep.... .

Der Artikel über die Geflügel-Oase im Märzheft hat mir durchaus Spaß gemacht, aber die Aussage  »Und doch gehört die Geflügel-Oase zu den Highlights der Markthalle. Hier (…) begegnen die Junkies aus der Heimstraße den Feinschmeckern aus dem wohlhabenden Möckernkiez mit ihren Eigentumswohnungen und Blick auf den Park« hat mich arg getroffen, weil sie eben nicht stimmt. Man kann aus subjektiver Sicht gewiss der Ansicht sein, dass wir ‚wohlhabend‘ sind - aber das trifft durchaus nicht auf alle zu. Viele haben alles zusammengekratzt oder private Kredite aufgenommen; und wir suchen noch nach einer Lösung für einen Solidarfonds.

Aber wir sind keine Eigentümergemeinschaft, sondern eine Genossenschaft,  2009 überwiegend von Kreuzbergern gegründet. Die wollten das zur Nutzung ausgeschriebene Baufeld nicht weiteren Bürobauten überlassen, sondern für gemeinschaftliches Wohnen retten.

Wir haben eine bewegte Geschichte hinter uns und zwischendurch ein paar Jahre Blut und Wasser geschwitzt wegen des fast nicht mehr abwendbaren Verlustes von Traum und Einlagen. Aber wir haben solidarisch durchgehalten und nun, nach ca. 4 Jahren hier Wohnens, eine sehr lebendige Gemeinschaft, die mit einigem Erfolg auch in die Nachbarschaft wirkt.

Möglicherweise hat der Autor unseren Genossenschaftskiez mit den Häusern an der Flottwellstraße verwechselt - schade, wäre aber vermeidbar gewesen: siehe moeckernkiez.de

Mit Kreuzberger Grüßen! - Herbert Schneider, Möckernkiez-Genosse

Sehr geehrter Genosse Schneider,

wenn Sie auf unserer Homepage nachblättern, werden Sie mehrere Beiträge über den Möckernkiez finden und sehen, dass wir mit dem Projekt ganz gut vertraut sind. Wir haben sogar Freunde, die dort wohnen. Wir wissen auch, dass einige der Genossen sich mit den sehr teuren Wohnungen vollkommen übernommen haben und am Ende mit Verlusten aussteigen mussten. Und wir gehen noch immer ab und zu auf dem Gleisdreieckgelände spazieren und sehen die Zäune und die verschlossenen Gartentüren. Mit einem Wort: Es gibt da einiges, das bei uns zwar noch kein Bauchweh, aber doch ein deutliches Knurren im Magen verursacht.

Andererseits ist klar, dass auch im Möckernkiez nette Leute wohnen, und dass nicht alle Bewohner des Viertels Manager-Gehälter beziehen. Es ist verständlich, wenn sich der eine oder andere Genosse über derartig pauschale Bewertungen ärgert. Das bedauern wir.

mit frd. Grüßen - die Redaktion

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