Kreuzberger Chronik
Dez. 2022/ 2023 - Ausgabe 245

Briefwechsel

Mut!


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von Birgit Steiner und Herbert Baumgärtler

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Birgit Steiner über »Krieg und Frieden«, Ausgabe 243
Herbert Baumgärtler zu »Talkshow im Regen«, Ausgabe 244


Respekt: Die Redaktion hat sich getraut den Leserbrief »Krieg und Frieden« von Herrn Dietmar Schürer abzudrucken! In den üblichen Qualitäts-Medien findet man leider keine kritischen Beiträge. Vielen Dank für den Mut! - Birgit Steiner

Sehr geehrte Frau Steiner, auch wir vermissen in den großen Medien eine differenzierte Behandlung des Themas. Sonst hätten wir das nicht gedruckt. Vielen Dank für Ihren Brief- Die Redaktion

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Sehr geehrter Herr Unsold,
Mir ist aufgefallen, dass Sie es im historischen Teil des Heftes mit Zitaten nicht sonderlich genau nehmen und bei der Auswahl eher auf den Unterhaltungswert als auf die geschichtliche Relevanz achten. Das ist – solange es nicht sinnentstellend ist – legitim und fördert das Lesevergnügen, aber als ehemaliger Geschichtslehrer bleibe ich lieber nah am Wort und zitiere in ganzer Länge. Auch wenn sich die Toten nicht mehr wehren können.
Anders verhält es sich mit noch lebenden Bezirkspolitikern, die Sie im letzten Heft zu Wort kommen lassen. Auch wenn Sie dort im Großen und Ganzen keine Aussage verfälscht haben, so gewinnt man am Ende doch den Eindruck, dass die Politik die Bürger immer nur an der Nase herumführt. Und das glaube ich nicht.
Auch ich habe dort im Regen gestanden und (vergeblich) darauf gewartet, dass einer der Damen und Herren auf dem Podium eine verbindliche Aussage trifft. Stattdessen haben sich die Politiker in den wichtigen Fragen wieder einmal um die Antworten herumgedrückt. Alle wuschen ihre Hände in Unschuld, keiner wollte dafür verantwortlich sein, dass im Park Hochhäuser gebaut werden dürfen. Keiner wagte sich, von der Parteilinie abzuweichen. Wenn die Partei beschlossen hat, zu bauen, dann wird eben gebaut. Das ist leider nicht anders als früher bei uns im Osten.
Und doch beschleicht mich das Gefühl, dass diese Leute eigentlich etwas Gutes für uns wollen. Sie haben sich in Ihrem Beitrag über Frau Lupper lustig gemacht, die ständig wiederholte, dass auch sie lieber einen Ponyhof hätte statt Hochhäusern, aber dass es verbindliche Verträge gebe. Ich glaube, so ein ehrliches Eingeständnis erfordert Mut, und den sollte man honorieren. Es fällt doch nicht leicht, vor lauter schlecht gelaunten Bürgern im Regen zu stehen und zuzugeben, dass man nichts machen kann. MfG, Herbert Baumgärtler

Sehr geehrter Herr Baumgärtler,
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich glaube, ich muss Ihnen Recht geben und werde versuchen, künftig weniger polemisch zu sein, habe allerdings einige Zweifel daran, dass mir das angsichts der aktuellen Besetzung im Rathaus gelingen wird. mfG - H. U.


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