Kreuzberger Chronik
April 2025 - Ausgabe 268

Mühlenhaupts Erinnerungen

Friedrich Schröder Sonnenstern


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von Kurt Mühlenhaupt

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Friedrich Schröder-Sonnenstern wohnte mit dem alten Matchen zusammen. Sie war zehn Jahre älter als er. Wir verstanden uns gut, und ich war damals der Einzige, den er duldete. Meine Frau wollte ihn auch kennenlernen. Wir holten ihm die Kohlen aus dem Keller oder machten uns sonst irgendwie in der Küche nützlich. Kaum waren wir da, dröhnte uns laute Marschmusik entgegen, die er über alles liebte, und die er nur durch seine lauten Erzählungen übertönen konnte.

Die Wohnung gehörte Matchen, aber eigentlich blieb ihr nur ein kleines Zimmerchen, in dem sie für die Umgebung eine Fußpflege betrieb. Von ihren Einnahmen lebten sie bisher Beide. Ich ließ mir von ihr erzählen, wie es früher war und erfuhr, dass er nur Ärsche, Penisse und Strullen malte. Die Bilder waren klein, etwa 10 × 20 cm. Wenn Matchen sie fand, steckte sie alles in den Ofen. Das ärgerte ihn, und er verschlüsselte nun seinen Schweinskram. So entstand eine ganz andere Art von Bildern. Die Betonung lag nun auf einem ganz andern Punkt.

Auf diese Weise verwirrte er sein Matchen, sie hatte nichts mehr gegen die Bilder einzuwenden. Zumal sich sogar Menschen fanden, die Geld dafür zahlten. Aber ganz so friedlich war ihr Zusammenleben noch immer nicht. Einmal warf Friedrich seine Madame einfach aus dem Fenster. Da wäre es beinahe zu einem großen Unglück gekommen, aber ihr Unterrock fing sie auf und hemmte den Fall. Ihr passierte nichts, weil sie leicht wie eine Feder war. Danach war der Krach ausgestanden. Zurück blieb eine zweckgebundene Gemeinschaft.



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