April 2025 - Ausgabe 268
Frisch von der Leinwand
The Brutalist ![]() von Anna Prinzinger |
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Zwei Monate und dreieinhalb Stunden Dieser Film stürmte schon Ende Januar die Leinwände, läuft aber noch immer in den Berliner Kinos. The Brutalist hat also schon jetzt eine stolze Laufzeit von zwei Monaten erreicht, und er hat eine ebenso stolze Überlänge von dreieinhalb Stunden - die integrierte Pause von etwa fünfzehn Minuten mitgerechnet. Für Regisseur Brady Corbet ist dieser Film der Durchbruch. Gleich mehrere Oscarnominierungen und drei Oscargewinne, darunter auch der für den besten Hauptdarsteller, Adrien Brody. Corbet machte bisher vor allem als Schauspieler von sich reden, The Brutalist ist jedoch schon der dritte Film, bei dem er Regie führt. Das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit seiner Partnerin. Der Film thematisiert den Architekturstil des Brutalismus, indem er die Geschichte des in Ungarn geborenen Architekten László Tóth erzählt. Ich war mir sicher, dass es sich bei Corbets Arbeit um eine Biografie-Verfilmung handelt. Erst, als ich nach dem Dreieinhalbstundenfilm mit einem Freund über eine ziemlich skurrile Szene sprach und meinte, dass der Regisseur oder Drehbuchautor diese Szene wahrscheinlich nicht eingebaut hätte, wenn es nicht eine Vorlage in der historischen Realität gegeben hätte, sah er mich schräg von der Seite an und sagte: »Anna Schatz, das ist eine fiktive Geschichte.« Um sich derart peinliche Momente vor dem Kino zu ersparen, ist es ratsam, vorher die eine oder andere Filmkritik zu lesen. Vor allem, wenn es sich um oskarprämierte Filme handelt wie diesen. The Brutalist orientiert sich zwar an real existiert habenden Architekten, und auch der Stil des Brutalismus existiert tatsächlich, aber die Geschichte und ihr Protagonist László Tóth sind vollkommen frei erfunden. Am Anfang sehen wir László nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nach Amerika auswandern. Seine Frau und seine Nichte muss er zurücklassen. Er kommt in Pennsylvania bei seinem Cousin Attila unter und beginnt, kleinere Architekturjobs anzunehmen. Dabei lernt er den einflussreichen Geschäftsmann Harrison Lee Van Buren kennen, der großes Interesse an László und seiner Arbeit zeigt. Harrison beauftragt László zu Ehren seiner Mutter ein Kulturzentrum zu entwerfen. Doch László Tóth ist ein sehr temperamentvoller Mensch, zudem voller Visionen und Träume, von denen er nicht abweichen möchte. Das erschwert die Zusammenarbeit nicht unerheblich. Als auch noch ein Zug mit wichtigem Material für das Bauprojekt entgleist und zwei Arbeiter dabei um´s Leben kommen, bricht Harrison den Bau des Kulturzentrums ab. Jahre später aber – inzwischen sind auch Lászlós Frau und seine Nichte in Amerika eingetroffen - setzten die Männer ihre gemeinsame Arbeit fort. Und dann wird eben alles etwas bizarr und skurril. Und sehr unterhaltsam, bis zur allerletzten der 300 Minuten! Hut ab! |