September 2024 - Ausgabe 262
Frisch von der Leinwand
Longlegs ![]() von Anna Prinzinger |
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An einem heißen Augustabend hat es mich zum ersten Mal ins Babylon verschlagen. Das Kino nah am Kotti war mir noch nie wirklich aufgefallen, auch wenn ich schon das eine oder andere Mal daran vorbei gelaufen sein muss. Wie die meisten Yorck Kinos hat es noch diese altmodische Anzeigetafel über der Eingangstür. Das Babylon hat ein kleines Foyer und zwei Säle, A und B, wobei mich irritiert, dass man an Saal B vorbei zum Saal A läuft. Ich hätte das wahrscheinlich anders gemacht. Trotzdem ist der Saal A, der größere der Beiden, gut gefüllt, hauptsächlich mit kleineren Gruppen oder Pärchen. Außer mir haben sich nur noch zwei weitere Besucher alleine in diesen Horrorfilm gewagt. »Bin grad alleine im Kino ´n Horrorfilm gucken. I might die“…. sind die letzten Worte, die ich einer Freundin tippe, bevor ich mein Handy auf Flugmodus schalte und das Licht erlischt. In die stille Finsternis hinein bricht spannungsgeladene Musik. Damit auch jeder weiß, was auf ihn zukommt. Ich bin eigentlich kein Fan von Horror-Filmen, ich kann mir Schöneres vorstellen, als mich eineinhalb Stunden lang erschrecken zu lassen. Aber der volle Kinosaal zeigt, dass die meisten meiner Mitmenschen anders sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Film als Horrorkrimi bezeichnet wird, also irgendwo zwischen blödsinnigem Gruselfilm und rätselhafter Kriminalgeschichte anzusiedeln ist. Die Kriminalgeschichte geht so: FBI-Agentin Lee Harker wird aufgrund ihrer besonderen hellseherischen Fähigkeiten auf Longlegs, gespielt von Nicolas Cage, angesetzt. Longlegs ermordet serienmäßig Väter, Mütter, Geschwister von Kindern, die alle eines gemeinsam haben: Sie sind am vierzehnten Tag eines Monats geboren. Spuren hinterlässt der Mörder keine, aber es finden sich regelmäßig Briefe von ihm in den Häusern der betroffenen Familien. Harker gelingt es tatsächlich, den Mörder zu fassen. Aber es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn in einem als Horrorfilm angekündigten Krimi nicht auch der Teufel eine Rolle spielte. Also stellt sich allmählich heraus, dass Harker, die selbst an einem Vierzehnten geboren wurde, auch auf der Liste von Longlegs stand, der einen Bund mit dem Teufel abgeschlossen hatte. Ihre Mutter wiederum ahnte, was im Gange war, und ging nun ihrerseits einen Handel mit Longlegs ein, um ihre Tochter vor dem Serienmörder zu retten. Das ist der Plot. Doch es drängt sich, wie in vielen Horrorfilmen, die Frage auf: Warum eigentlich das ganze Theater? Vielleicht muss man sich diesen Film ein zweites Mal ansehen, um die Frage nach dem Warum und dem tieferen Sinn zu beantworten. Aber das werde ich wahrscheinlich nicht tun. So spannend und so grandios waren Nicolas Cage und Longlegs dann auch wieder nicht. |