Oktober 2024 - Ausgabe 263
Mühlenhaupts Erinnerungen
Handwerker im Haus ![]() von Kurt Mühlenhaupt |
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![]() >Der Glaser, der Maler, der Töppa, der Klempner... - eener rennt ständig durchs Haus! (...) Janz schlimm wars vorm Jahr, wo die Treppenflure neu gestrichen wurden. Das geschah, indem der Malermeister einen dicken Pinsel ins Umbra tauchte und nu mit zittriger Hand die Wände runter rutschte. Ick wollte nischt sagen, aber es sah aus, das janze Haus, der janze Hof, die janze Straße sah aus wie mit Kacke beschmiert. Ick hatte die janze Schuld, hieß et, weil ick meiner Aufsichtspflicht nicht jenügt hätte. Der Maler ist schuldig, sagte ick, weil er die Tonne mit Umbra im Aufgang hat stehen lassen, und da konnte Karlchen, was mein Junge ist, nicht dran vorüber gehen! Er hatte ja Wochen lang zugesehen, wie der Maler det Umbra an die Wand schmierte. Und nun schmierte Karlchen, aber er machte et gründlicher. Und wie wa nach gründlicher Reinigungsaktion allet überstanden hatten, kam der Töppa und ließ den Lehm uff de Treppen stehen. Damit konnte mein Karlchen ooch wat anfangen. Seine bildhauerischen Fähigkeiten beim Kuchenbacken waren überwältigend. Und wie wa danach mit Wasser rangingen, schlidderten alle wie auf der Eisbahn. Der Töppa war da, weil der Ofen bei der alten Klietschke qualmte, und dat, obwohl se ja keen Feuer gemacht hat! Woanders hatte jemand Feuer gemacht und bei ihr kam der ganze Qualm raus. (...) Der Töppa verschmierte den Ofen, aber es hörte deswegen nicht auf, zu qualmen. Nun musste der Bezirksschornsteinfegermeister her. Was sagte der? Er sagte, dass alle Öfen im Haus verschmiert werden müssen. Nu begann für Karlchen eine selige Zeit. Zentnerweise wurde der Lehm durchs Haus getragen. Wat aber noch schlimmer als die Eierpampe war, war die Tatsache, dass 200 Menschen ausprobieren wollten, ob ihre Öfen noch qualmten! Was hatten die Menschen im Haus versuchsweise nicht alles in die Öfen gesteckt, und aus allen Ritzen kam weiterhin der Qualm. Die Fachwelt stand vor einem Rätsel. Aber auf einmal, janz plötzlich, keener hatte was dazu getan, das Wetter schlug um und alle Öfen brannten wieder, bis zum nächsten Jahr im November. Dann aber ging es los mit den Wasserschäden. Da det Wasser die Eigenschaft hat, nach unten zu loofen, litt mein Freund, der Dichter Kervin, am meisten darunter, und außerdem der Klempner selbst. Was der Mann da alles hat rausholen müssen (...) So haben wir alle im Haus unseren Ärger. Nur die Frau Kükelhahn nicht, die freut sich immer, wenn die Handwerker mal kommen. Wenn ick aber an dieser Stelle jemand ein besonderes Denkmal setze, denn für unsere Portiersfrau, die immer, wenn die Handwerker kamen, die meiste Arbeit hatte. Ihr und allen Portiersfrauen Berlins sei dieser nebenstehende Linolschnitt gewidmet. |