November 2024 - Ausgabe 264
Mühlenhaupts Erinnerungen
Ulli Schamoni ![]() von Kurt Mühlenhaupt |
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![]() Er war einer der vielen Freunde, zu dem der Kontakt bis zu seinem Tode nicht abriss. Darüber hinaus fühle ich mich noch immer der ganzen Familie verbunden. Alle hatten mit dem Film zu tun. Der eine Bruder von Ulli war Filmemacher in München, der andere Kameramann. Obwohl ich mit der Filmerei nichts zu tun haben wollte, machte ich doch mit, schon wegen der Freundschaft, und übernahm eine kleine Rolle. Zu unseren Freunden zählten die »Insterburgs und Co.«, die damals mit ihren Liedern durch die Schlagerwelt tingelten. Das waren unter anderem Ingo Insterburg und Karl Dall. Karl entdeckte sich damals als Komiker und fand so den Weg zu seinen erfolgreichen Blödeleien, mit denen er als Alleinunterhalter die Bühnenwelt beglückt. Damals war Ingo noch der Größte, jedenfalls in seiner Gruppe. Sie spielten also auch im Film mit und ein paar Mädchen dazu. Ich war nur eine Nebenfigur und hatte die Aufgabe, den Film aufzuheitern. So stand ich am Tresen der Künstlerkneipe »Die Kleine Weltlaterne«. Mein Markenzeichen war damals wie heute der Hut. Ich trug ihn schon lange vor Beuys. Es gab immer wieder Menschen, die wissen wollten, wie es darunter aussieht. Sie dachten, ich käme aus dem wilden Westen und wäre von Indianern skalpiert worden. Manche dachten auch, ich hätte eine kahle Stelle für die Salbung und wäre mal Priester gewesen. Nein, es waren Erlebnisse anderer Art, die mich zum Hutträger machten. Anderseits fehlten mir die Haare, die einen Schönling ausmachen. Im Film wollte Ulli dieses Geheimnis lüften. Für diesen Zweck hatte er sich exotische Paradiesvögel besorgt. Sie waren bunt gefiedert, mit kurzen, dicken Schnäbeln, vor allem hatten sie scharfe, spitze Krallen. Ulli sperrte sie unter meinen Hut und dort kratzten und hackten sie fürchterlich. Laut Drehbuch wollte nun einer genau wissen, wies darunter aussieht. Er riß mir den Hut vom Kopf und alle Vögel flatterten in die Freiheit. Und was war sonst noch unterm Hut? Vogelscheiße und eine total zerkratzte Glatze. Nun wißt ihr, wie ich auch meine letzten spärlichen Haare verlor. Das Ganze sollte nun, wie im Film üblich, dreimal wiederholt werden. Zwei hatten was dagegen. Der eine war ich und der andere die Vögel, die sich auch nach Stunden beim besten Willen nicht wieder einfangen ließen. Danach hatte ich laut Drehbuch einen Goldfisch zu verschlucken, der in einem Glas Bier schwamm. Das Glas stand vor mir und der besoffene Fisch sah mich mit seinen traurigen Augen an. Dich soll ich also so ganz nebenbei lebendig verspeisen, dachte ich. Das war mir dann doch zu viel. Ulli rechnete wohl schon damit, dass ich da nicht mitmachen würde. Ein Double stand bereit, sprang schnell in mein Jackett und stülpte sich meinen Hut auf den Kopf. Dann schluckte er den Fisch. Obwohl der nun nicht in meinem Magen schwamm, gluckste es doch in meinem Bauch. Also, der Ulli hatte immer so verrückte Ideen. |