Juli 2024 - Ausgabe 261
Frisch von der Leinwand
May December ![]() von Anna Prinzinger |
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Schon wieder im Yorck! Eigentlich bin ich eine von denen, die mindestens fünfzehn Minuten vor der Werbung im Kino ist, um sich einen guten Platz zu sichern. Aber dieses mal saß ich höchstens eine Minute auf meinem Platz, als schon das Licht ausging und die Leinwand zu flimmern begann. Ich hatte trotzdem noch einen schönen Platz: hinten, mittig und niemand in unmittelbarer Nähe, der unbedingt seine Käsefüße auspacken muss. Die Kino-Saison ist vorüber. Vielleicht sieht es in den Freiluftkinos besser aus, aber wenn gleich zwei Oskar-prämierte Schauspielerinnen es nicht schaffen, den Kinosaal zu füllen, hat das Sommerloch auf jeden Fall seinen Tiefpunkt erreicht. Mich hat es trotzdem wieder ins Yorck verschlagen, allerdings in den größeren der beiden Säle. Dieses Mal waren trotz des lauen Abends nicht vier, sondern immerhin an die dreißig Besucher im Saal. Trotzdem war noch genügend Platz, sodass der Kinobesucher zwei Reihen vor mir sich flink ein paar Reihen weiter nach vorne und auch ein Stück weiter nach rechts setzte, sobald die Saaltüren geschlossen waren und das Yorck-Logo auf der Leinwand erschien. Das er sich weiter nach vorne setzte, konnte ich noch nachvollziehen, aber weiter rechts fand ich irritierend, denn die Mitte war noch vollkommen frei. Aber schließlich ist alles im Leben Geschmackssache. »May December« begleitet Elizabeth Berry, eine Schauspielerin, bei der Recherche für ihre nächste Rolle. Dabei besucht sie eine in die Schlagzeilen geratene Familie, deren wahre Geschichte die Vorlage für den geplanten Film gewesen ist. Elizabeth soll die Rolle der Gracie, der Mutter, spielen - einer Ehefrau, die ihren Mann kennenlernte, als sie bereits sechsunddreißig und ihr Mann, Joe, gerade dreizehn Jahre alt war. Gracie wird deshalb zu einer Gefängnisstrafe verurteilt und gebiert ein Kind hinter Gittern. Nach der Entlassung heiraten Joe und Gracie und bekommen Zwillinge. Als Elizabeth die Familie besucht, stehen diese schon vor dem Schulabschluss. Sie spürt die Probleme des ungewöhnlichen Paares, die vor allem Gracie nicht wahrhaben möchte. Keiner der Charaktere im Film ist ein Sympathieträger, alle im Film handeln suspekt und irritierend. Oskarpreisträgerin Julianne Moore spielt die Mutter, Natalie Portman die Schauspielerin. Beide überzeugen und fesseln jeden an den Kinositz. Bis zum Schluss des Filmes erwarte auch ich fieberhaft und in jeder nächsten Szene die Auflösung des Dramas, das damit endet, dass Natalie Portman, bzw. Elizabeth, zwei, drei Mal die gleiche Szene spielen, die gleichen Sätze sprechen muss, bis der Regisseur endlich sagt: »Ok, ist im Kasten.« Doch Portman-Elizabeth widerspricht: »Nein, nein, nochmal.....« |