Kreuzberger Chronik
September 2020 - Ausgabe 222

Briefwechsel

Margarete Müller zu »Schwaben reden nicht über Knödel!« in Nr. 221


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von Margarete Müller

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»Kiek ma, Paulchen. Hier hat Eena ooch unsre Meinung üba den Atikel mit den Schwaben« , sachte ick als ick die neuste Ausjabe von det Monatsblättchen Kreuzberch Chronik wieda inne Hände bekam.»Jetz musste aba ooch deen Dampf ablassen, Jretchen« , riet ma Paul. Und jenau det mach ick nu :Sehr jeehrter Herr Unsold, det muss ick Sie nu in aller Deutlichkeit mitteiln:

Neulich saßen Paulchen und icke in eins von unsre Lieblingsrestorangs. Ick jriff ma det Monatsblättchen üba unsan Kietz, blätterte drinne, um ma die Zeit ßu vatreibn bis det Essn kommt. Und schon tat ma de Jalle übaloofn. Uff Seite 25 von die Juni-Ausjabe schreibt Eena – nemlich Sie, jeschätzta Vafassa - wat übern jung´ Schwabn. »Hör ma, Paulchen. Hör ma, wat hia schteht« , sachte ick und lese mein Paul den Dialog zwischn die Budickersche (eijentlich janz ejal, ob die nu Puffmutta war oda nicht. Jut.) und den jung´ Mann vor, der in die Kaschemme – oda sollt ick liebers Etablissemang schreiben? – kommt und n Bier ham wollte. Er trächt doch tatsächlich blitzaubere Schiens. Na ja, bei uns trächt sonst och jeda dreckije Hosn, wa? Er wollte ne Weiße, nehm ick ma an. Krichta aba nich. Also willa n Schultheiß und alaubt sich, ßu saren: »Ich dachte...«.

Und wat macht die Olle? Die Olle hintan Tresn macht sich wichtich und fordat den »Fremdn« uff, ihr det Denkn ßu übalass‘n. Ick frare ma beklomm‘, womit will die Olle wohl denken? Wo nischt is, is nischt! Der Junge quatscht und keena tut antwort’n. Ne eisije Maua von Schweijen würd uffjebaut und dabei komm‘ sich alle och noch sehr wichtich vor. Is ja schließlich ne einjeschworne Jemeinschaft. Da hat keena mittenmang ßu komm. Und schon ja keena von außahalb und denn ooch noch aus Schwabn. Is det ne billje Nummer von Einjebildetsein und Hochmütichkeit! Ja, ja, und denn ooch noch ne Nepp-Rechnung uffmach‘n und hintaher sich nen Ast lachn und janich merken, det se sich den Ast, uff den se sitzn tun, selba abjesecht ham. Und so wat würd ooch noch jedruckt! Ick hab ma fremdjeschämt. Ick nenn dit einfach Fremdnhass! Pfui! Dit is nich Kreuzberch! Mein Paulchen hat ma recht jejem und hat jesacht: »Na, denn schreib et ihn’n doch!« Und det hab ick nu jemacht!

P.S. Nu hat et ja damals noch keene Suchmaschin’n jejem. Aba heute…und da hab ick nua ma so nachjekiekt…bloß ma nur so…Die Schwaben kommen im Ursprung aus einem Gebiet zwischen Spree und Elbe im heutigen Brandenburg… aus https://www.oberschwaben-tipps.de AHA! Ihre Margarete Müller

Wie immer verlosen wir unter den humorvollsten, boshaftesten und dümmsten Leserbriefen je zwei Freikarten fürs Mehringhof Theater

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